Das leise Interview

YELL:        Hallo, ich freue mich, dass du dich trotz des brisanten Themas bereiterklärt hast, mit uns zu sprechen. Deiner Bitte um Anonymität werden wir selbstverständlich entsprechen.

Anonym:     Danke und hallo auch.

 

YELL:        Du bezeichnest dich selbst als Fremdspieler. Wie kommst du dazu?

Anonym:     Ja, das liegt einfach daran, dass ich einen Großteil meiner Spieler außerhalb meiner Stadt spiele.

 

YELL:        Und wie kam es dazu bzw. worin besteht jetzt genau dein Problem?

Anonym:     Es fing alles damit an, dass wir einen Mangel an bestimmten Rohstoffen hatten und der Bürgermeister uns befahl, doch bitte in den Städten zu spielen, wo die entsprechenden Rohstoffe erspielet werden können.

 

YELL:        Verstehe. Und nach welchen Kriterien suchst du die Städte aus?

Anonym:     Das ist ja simpel. Für Holz gehe ich nach WOODstock oder in den Zauberwald. Nahrung gibt es wegen der vielen Kühe bestimmt in Hollinden in großer Menge – ansonsten, wenn meine Cholesterinwerte OK sind, geh ich nach Ruehrei. Alkatraz liegt ja auf einem Felsen, entsprechend müsste da gut Stein zu erspielen sein. Wenn dort nichts frei ist, spiele ich eben in Stonehenge. Dass Erz im Ruhrgebiet wegen der vielen Kohle nicht knapp sein kann, ist ja auch selbstverständlich. Ich frag mich nur, was man in DreamCity erspielt?

 

YELL:        Hm, und das hat gefruchtet?

Anonym:     Nein, kurioser Weise nicht. Unser Kämmerer hat daraufhin Alarm geschlagen, weil unsere Rohstoffeinnahmen so stark gesunken seien. Kann ich mir doch gar nicht erklären, schließlich habe ich sogar ganz oft gewonnen.

 

YELL:        Soso, und wo liegt jetzt dein Problem?

Anonym:     Daraufhin kam natürlich die sofortige Order, dass wir wieder daheim spielen müssen. Aber irgendwie habe ich mich daran gewöhnt, fremdzuspielen ... der Duft der großen weiten Welt, die tolle Aussicht, neue Kulturen kennen lernen, die Freiheit genießen ... *schwärm*

 

YELL:        *räusper*

Anonym:     Oh, und eben nicht den ganzen Tag in der muffigen Heimatstadt sitzen, immer die gleichen Leute treffen und so. Das Problem ist allerdings, dass ich unter Beobachtung stehe. Das heißt, ich kann jetzt nur noch um die Uhrzeiten spielen, wo aus unserer Stadt keiner online ist. Ich habe mir schon einen genauen Stundenplan der Anwesenheiten meiner Mitbewohner gemacht. Und für den Fall, dass doch mal jemand überraschen online kommt, habe ich einen perfekt ausgearbeiteten Notfallplan mit Tarnmöglichkeiten und Ausreden. Aber trotzdem habe ich den Verdacht, dass man mich verdächtigt.

 

YELL:        Aber ist denn nicht gerade durch die neuste Änderung der Rohstoffverteilung das Fremdspielen viel attraktiver geworden?

Anonym:     Erzähl das mal unserem Stadtrat. Wenn die mich erwischen, bin ich totes Fleisch!

 

YELL:        Alles sehr interessant. Und warum ziehst du nicht einfach aus?

Anonym:     AUSZIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEHEN? Ich? Niemals, ich liebe meine Stadt. Auf wieder sehen!

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